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11: Alphabet – Renditen wie bei Warren Buffett?

Andy • Dez. 01, 2020
Internetsuche auf Google, Videos auf YouTube oder Android auf dem Handy: Diese Services gehören zu unserem Alltag und sind weltweit bekannt. Anders verhält es sich mit dem Unternehmen dahinter.

In einer vierteiligen Serie analysiere ich tiefgehend und umfassend das Unternehmen Alphabet, was hinter den bekannten Dienstleistungen von Google steckt. In diesem ersten Beitrag erkläre ich einleitend das Geschäftsmodell sowie die hohen Ambitionen des Unternehmens für die Zukunft. Wusstest Du etwa, dass bereits im Namen von Alphabet ein wertvolles Versprechen versteckt ist? Im zweiten Teil betrachten wir dann anschließend die Burggräben von Google und klären, welche Alleinstellungsmerkmale es hat und womit es Geld verdient. Viel Geld. So viel Geld, dass es selbst der EU zu viel wird. Warum, beschreibe ich gerne. Im dritten Teil der Serie geht es dann an die harten Zahlen: In der quantitativen Analyse betrachten wir die Entwicklung wichtiger Kennzahlen wie etwa Umsatz, Gewinn oder Eigenkapital über die letzten 10 Jahre und vergleichen diese Werte mit denen von Apple und Microsoft. Der letzte Teil meiner Serie beschreibt, wieso Alphabet nicht einfach ein ganz normales Unternehmen ist und was es so besonders macht. Wusstest Du, was der legendäre Investor Warren Buffett mit Alphabet zu tun hat? Nein? Dann viel Spaß beim Lesen!

Das Geschäftsmodell

Aktien von Unternehmen aus dem Technologiesektor haben sich an der Börse in den letzten Jahren enorm gut entwickelt. Doch während etwa bei Apple oder Microsoft langsam die Luft raus zu seien droht, sieht es bei Alphabet ganz anders aus. Ein genauer Blick auf das Unternehmen verrät, wieso ich für die Zukunft so optimistisch bin. Um meinem Optimismus zu verstehen, müssen wir uns zunächst das Geschäftsmodell von Alphabet anschauen.

Anders als Google und dessen Dienste wie Suchmaschine, Navigation oder Übersetzer ist das dahinter stehende Unternehmen Alphabet der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt. Alphabet dient als börsennotierte Holding und bildet das Konzerndach für mehrere eigenständige Unternehmen. Der Name Alphabet ist hierbei von den Gründern sehr bewusst gewählt: Er symbolisiert den gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Anspruch des Unternehmens und hat daher zwei Bedeutungen: Als Ansammlung von Buchstaben bildet das Alphabet die gesellschaftliche Grundlage für Kommunikation, Innovation und unser Miteinander. Gleichzeitig steht der Wortstamm „Bet“ für die jeweiligen Unternehmen im Konzern, die sozusagen Wetten auf die Zukunft darstellen, während „Alpha“ im Finanzjargon für eine Überrendite, die sogenannte Outperformance, gegenüber dem Wettbewerb steht [1]. Im wirtschaftlichen Sinne verspricht Alphabet also, mit seinen Unternehmen besser abzuschneiden, als die Konkurrenz. Ich werde später in prüfen, ob dieses Versprechen erfüllt wurde!

Konzernstruktur von Alphabet

Die Struktur von Alphabet ist aufgeteilt in die zwei Bereiche „Google“ und „Other Bets“ [2], siehe Bild unten. Google bildet denjenigen Unternehmenszweig, der bereits heute und im Hier und Jetzt enorm profitabel ist, während der Zweig Other Bets für zukunftsträchtige Projekte steht, ohne damit jedoch schon Geld zu verdienen.


Die Google-Sparte an sich ist bereits so riesig, dass sie sich wiederum in Unterbereiche aufteilen lässt: Den mit Abstand wichtigsten Teil bildet das Geschäft rund um die Suchmaschine mit den zugehörigen Werbe- und Videodiensten. Er stand im Geschäftsjahr 2019 mit ca. 135 MRD USD für 83,3% des Gesamtumsatzes [2]. Das Geschäft mit dem Betriebssystem Android, Verkauf von Hardware wie dem Smartphone Pixel, Smartwatches von Fitbit oder intelligente Assistenten für Daheim von Nest repräsentieren mit 17 MRD USD ca. 10,5% des Umsatzes [2].


Während diese beiden Bereiche mit ca. 15 bis 22% pro Jahr wachsen, was bereits an sich enorm viel ist, ist der der dritte Bereich, nämlich das Geschäft rund um die Google Cloud, der zukünftige Hoffnungsträger: Obwohl der Umsatz letztes Jahr „nur“ 8,9 MRD USD und damit weniger als 6% ausmachte, wächst der Cloud-Bereich rasant schnell. In 2019 konnte der Umsatz um ca. 53% zulegen [2]. In den ersten 9 Monaten des Geschäftsjahres 2020 stieg der Umsatz um weitere 46% und ist liegt jetzt schon höher, als im gesamten Vorjahr [4]. Und das trotz Corona.

Die Moonshots

Kommen wir nun zum anderen Zweig in der Struktur von Alphabet, nämlich den Other Bets. Dieser Unternehmensbereich unterscheidet sich grundsätzlich von Google: Hier herrscht die Denkweise der „Moonshots“ [2]. Als Moonshots werden mithilfe von technologischen Durchbrüchen, neue und radikale Lösungen für große, globale Problemstellungen bezeichnet – ebenso wie einst die Mondlandung selbst [5]. Folglich sind Moonshots hochriskante Projekte mit ungewissem Ausgang. Sie werden bei Alphabet im Unternehmen mit dem mysteriösen Namen „X“ geführt und sind teilweise streng geheim [5]. X dient hierbei als Plattform für die Entwicklung und als interner Inkubator. Sobald die Projekte einen gewissen Reifegrad erreichen, werden sie als sogenanntes Spin-Off ausgegliedert und als eigenständiges Unternehmen im Bereich der Other Bets geführt.

Obwohl die Other Bets thematisch ganz unterschiedliche und voneinander unabhängige Unternehmen darstellen, bildet die Künstliche Intelligenz (KI) die Kernkompetenz aller. Sie wird jedoch jeweils individuell für diverse Zwecke eingesetzt: Im Gesundheitsbereich nutzen Calico und verily die KI für frühzeitigte Diagnosen von Krankheiten oder die Erforschung des ewigen Lebens. Im Bereich der Infrastruktur unterstützt beispielsweise Sidewalk Labs Städteplaner und hilft bei der zukünftigen Vernetzung von Städten, Fahrzeugen und Maschinen. Wing ermöglicht die automatisierte Zustellung von Paketen mit Drohnen [2]. Zusätzlich verfügt Alphabet mit CapitalG über eine eigene Investmentgesellschaft für Beteiligungen an Technologieunternehmen wie beispielweise AirBnB, Snap oder Lyft [6].

Waymo: Hot oder Schrott?

Den jedoch bekanntesten und wohl wertvollsten Teil von Other Bets bildet Waymo. Als erfolgreicher Moonshot ist Waymo einst aus X hervorgegangen und bildet heute ein eigenständiges Unternehmen. Es nutzt die Künstliche Intelligenz und setzt sie für Autonomes Fahren von PKW und LKW ein. Waymo gilt auf diesem Gebiet als führend und unterhält Partnerschaften mit namhaften Automobilherstellern wie Daimler, Volvo oder Jaguar [7]. Seit Oktober 2020 bietet Waymo in Arizona die weltweit ersten selbstfahrenden Taxis an, die gänzlich ohne zusätzlichen Sicherheitsfahrer auskommen [7]. Das Geschäft mit fahrerlosen Taxis ist für die Zukunft enorm wichtig und immens hart umkämpft: Insofern ist Waymo der größte Konkurrent von etablierten Fahrtvermittlern wie Uber und Lyft. Entsprechend hoch ist die Bewertung des Unternehmens: Schätzungen gehen von einer Spanne von 30 bis zu 105 MRD USD aus, obwohl Waymo derzeit noch defizitär arbeitet und somit Geld verbrennt [8]. Offen ist außerdem die Frage nach dem zukünftigen Geschäftsmodell von Waymo. Denn weil die Entwicklung der Technologie extrem teuer ist und der Wettbewerb so hoch, sucht Waymo verstärkt nach strategischen Partnerschaften – außerhalb von Alphabet [8].


Gut möglich, dass sich also Alphabet entscheidet, den Geschäftsbereich rund um das Autonome Fahren zu verkaufen, da es beispielsweise die hohen Investitionen nicht stemmen möchte oder diesen Bereich schlichtweg als nicht strategisch für die zukünftige Ausrichtung ansieht. So erging es übrigens dem Unternehmen Boston Dynamics, dem führenden Hersteller von KI-Robotern für zivile und militärische Zwecke. Boston Dynamics wurde durch seinen „Big Dog“ vor mehr als 15 Jahren weltweit bekannt, als es einen Roboter vorstellte, der sich selbstständig fortbewegte und imstande war, auf äußere Einflüsse der Umwelt zu reagieren. Das Video erweckte damals viel Aufsehen – durchaus mit gemischten Gefühlen.


Ähnlich wie Waymo, war Boston Dynamics zunächst im internen Inkubator „X“ von Alphabet gewachsen [5], dann aber 2017 an den Technologieinvestor Softbank verkauft [10]. Ein möglicher Grund für den Verkauf könnte sein, dass Alphabet nicht militärischen Anwendungen der Technologie in Verbindung gebracht werden wollte. Nicht umsonst ist das Motto von Google „don’t be evil“ – tue nichts Böses.

Auf den Punkt gebracht

Abschließend lässt sich das Geschäftsmodell von Alphabet wie folgt zusammenfassen: Alphabet ist ein Unternehmen rund um Künstliche Intelligenz, getarnt als Werbe- und Suchmaschine. Der kommerzielle Erfolg hängt heute noch nahezu vollständig von Google ab, was daran deutlich wird, dass der Bereich Other Bets lediglich 0,4% zum Umsatz beiträgt [2]. Das ist vernachlässigbar wenig. Mehr noch: In den letzten sechs Jahren haben Other Bets operative Verluste von über 20 MRD USD angehäuft [8]. Es ist offensichtlich, dass innerhalb des Alphabet-Konzerns Google die Aktivitäten der Other Bets subventioniert. Dennoch kann diese Aufteilung sehr sinnvoll und gerechtfertigt sein, denn heutige Investitionen legen den Grundstein für Innovationen und Geschäftsmodelle der Zukunft. Und insbesondere in der Technologiebranche ist es üblich, über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg Verluste anzuhäufen, um anschließend enorm stark zu skalieren und profitabel zu wirtschaften. Insofern spricht vieles dafür, dass bei den Other Bets alles „nach Plan“ verläuft…

Im nächsten Beitrag gucken wir uns Google als größten Teil von Alphabet genauer an. Ich erkläre, auf welchen Geschäftsbereichen Google aktiv ist und wie es sein Geld verdient. So viel Geld, dass es selbst der Europäischen Kommission zu viel wird. Lass Dich vom Newsletter informieren, sobald der Beitrag veröffentlicht wird. Viel Spaß beim Lesen!


Das Quellenverzeichnis zu diesem Eintrag findest Du hier. Wichtige Info: Ich halte Aktien von Alphabet, Apple und Microsoft. Eine Auflistung weiterer Aktien, in die ich investiert habe, findest Du im Glossar.

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Vielen Dank und viel Spaß beim Weiterlesen,
Dein Andy
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