Blog-Layout

12: Google: Burggraben und Dominanz

Andy • Dez. 13, 2020
Google ist Alphabets Gelddruckmaschine und Renditeperle. Die Gewinne sind so hoch, dass es selbst der Politik zu viel wird. Doch vom Ende des Wachstums kann keine Rede sein – im Gegenteil: Der wohl spannendste Geschäftsbereich entwickelt sich rasant!

Im ersten Teil dieser Serie wurde die Unternehmensstruktur von Alphabet vorgestellt (siehe hier), die sich in die Bereiche „Google“ und „Other Bets“ teilt. Während die Other Bets verschiedene Start-Ups enthalten und Verluste generieren, verdient Google bereits heute schon Geld. Sehr viel Geld. Daher werfen wir in diesem Beitrag einen tieferen Blick auf das Unternehmen Google und schauen uns dessen enorme Dominanz auf den jeweiligen Geschäftsbereichen an. Oder wie Warren Buffett sie nennen würde: Die Burggräben.

Die Suchmaschine

Google und dessen Suchmaschine sind so eng miteinander verzahnt, dass mittlerweile „etwas googeln“ (sic!) als etablierter Ausdruck sogar im Duden steht. Google, das ist die Suchmaschine im Internet schlechthin. Ob Rezepte, Reparaturanleitungen oder nützliche Informationen - wie zum Beispiel bei Recherchen für ebendiesen Text - um Google führt praktisch kein Weg vorbei. Die Dominanz der Suchmaschine ist weltweit beispiellos und lässt sich am besten anhand des folgenden Bildes zusammenfassen: Die rote Linie stellt den Marktanteil von Google dar, die bunten Linien den Anteil der größten Wettbewerber Bing, Yahoo!, Baidu sowie Yandex [12].


Zugegeben: Ihre Anteile sind so gering, dass sie ohne Lupe kaum erkannt werden können. Google dominiert mit seiner Suchmaschine den Markt extrem aggressiv: Sage und schreibe 93% aller weltweiten Suchanfragen im Internet laufen über Google und werden dort verarbeitet [12].

Der digitale Werbemarkt

Eng verzahnt mit dem Markt für die Internetsuche ist das Geschäft mit den zugehörigen Werbungen. Denn: Wer über die Suchmaschine nach bestimmen Informationen oder Produkten wie beispielsweise Winterreifen sucht, bekommt gleich die passenden Angebote von Unternehmen geliefert, die Google für die Platzierung ebendieser Werbeanzeigen bezahlen. Das kann entweder als individuelle statische Werbebanner auf Internetseiten geschehen oder beispielweise in Form von personifizierten Werbeeinblendungen während oder vor Videos auf YouTube. Der digitale Werbemarkt ist derzeit heiß umkämpft und wird zwischen den beiden Riesen Google und Facebook in einem sogenannten Duopol aufgeteilt. In den USA hat Google derweil einen Anteil von 37% und Facebook von etwa 22%, gefolgt von Amazon mit ca. 9% und Microsoft mit etwa 4% [13]. Bezogen auf den weltweiten Werbemarkt sehen die Verhältnisse ähnlich aus: Auch hier ist Google führend mit einem Marktanteil von ca. 32% [14].


Googles enorme Marktdominanz auf dem Such- aber auch Werbemarkt führt zu regelmäßigen Streitigkeiten mit der Europäischen Kommission, die Google in mehreren Fällen Missbrauch seiner Marktmacht vorwirft [15]. Im Jahr 2019 belegte sie Google daher mit einer Strafe in Höhe von 1,49 MRD EUR [15]. Ob diese Strafe für Google wirklich schmerzhaft war und zu einem nachhaltigen Umdenken führte oder in Zukunft noch führen wird, kann offen in Frage gestellt werden: Denn neben der Strafe in 2019 gab es bereits 2018 eine Strafe über 4,34 MRD EUR sowie in 2017 über 2,42 MRD EUR [15]. Nur zum Vergleich: In diesen Zeitraum hat Google einen Umsatz von 65,3 MRD (2017), 77,3 MRD (2018) und 89,9 MRD USD (2019) erzielt [2]. Insofern machte die zuletzt verhängte Strafe weniger als 2% des jährlichen Gesamtumsatzes von Google. Da der Werbemarkt als sehr margenreich gilt, liegt die Vermutung nahe, Google akzeptiere die regelmäßigen Strafen wissentlich, um strategisch seine Position zu festigen.

Betriebssysteme für Mobilgeräte

Einen weiteren Geschäftsbereich von Google bilden die Betriebssysteme namens Android für Mobilgeräte wie Smartphones, Tablets oder Smart Watches. Ähnlich wie bei den zuvor vorgestellten Geschäftsbereichen, dominiert auch hier Google eindeutig den Markt. So weist Android unter allen Betriebssystemen einen weltweiten Marktanteil von ca. 76% aus, gefolgt von Apples iOS mit ca. 23% [13]. Alternative Systeme sind vernachlässigbar.


Diese Dominanz lässt sich sehr plakativ zusammenfassen: 4 von 5 Smartphones auf der ganzen Welt laufen auf dem Betriebssystem von Google. Ganz unabhängig vom Hersteller der jeweiligen Hardware. Ob Samsung, LG oder Huawei – ganz egal: Google verdient immer mit. Direkt an den über Google Play Store verkauften Apps oder indirekt in Form von Nutzerdaten, die Google es sammelt, auswertet und nutzt.

Cloud-Services

Als letztes bedeutendes Geschäftsfeld ist die Cloud zu nennen. Cloud-Services gewinnen derzeit in der gesamten Technologiebranche an enormer Relevanz, da sie als zukunftsweisend und extrem margenstark gelten. Die Idee hinter der Cloud ist die Nutzung verschiedener Services. Diese können bequem über das Internet bezogen und in Form von Abos mit höchst flexibler Laufzeit zwischen wenigen Stunden bis hin zu Monaten abgerechnet werden. Hierzu zählen beispielsweise Speicherung, Verschlüsselung oder Verarbeitung von Daten oder etwa die kostengünstige Nutzung von Software, die früher lokal auf dem jeweiligen System installiert werden musste.
Geschäftsmodelle mit der Cloud sind ein relativ neues Feld, weswegen dieses Gebiet stark wachsend und unter allen Technologieunternehmen hart umkämpft wird. Der Grund ist ein einfacher: Die Bereitstellung der nötigen Server-Infrastruktur ist sehr teuer und mit hohen Einmalkosten in der Größenordnung mehrerer Milliarden verbunden. Diese Investitionen rentieren sich daher erst ab einer bestimmten Größe und Kundenanzahl. Dafür setzen die Skaleneffekte dann umso intensiver ein, wodurch sich die Investition überproportional rentiert, je mehr Kunden das Unternehmen hat. Hier gilt also der bekannte Spruch: „The Winner Takes It All.“


Doch ausgerechnet auf diesem Gebiet nimmt Google „nur“ die dritte Position ein und kommt auf einen weltweiten Marktanteil von etwa 8% [13]. Dominiert wird das Geschäftsfeld von Amazon Web Services (AWS) und Azure von Microsoft, die Anteile von 33% bzw. 16% auf sich vereinen [13].

Wie bereits oben erwähnt, konnte zwar das Cloud-Geschäft von Google um 53% in 2019 [2] sowie 46% in 2020 [4] wachsen, dennoch wird aufgrund des immens harten Wettbewerbs weiterhin viel Geld in diesen Bereich investiert werden müssen. Sehr viel Geld. Schließlich wird das Feld derzeit von Amazon dominiert und von Amazon ist bekannt, dass es sich den Markt nicht gerne mit seinen Wettbewerbern teilt.

Insofern ist es naheliegend, dass Alphabet in der jetzigen Phase, in der der Kampf um die Cloud geführt wird, seine finanziellen Mittel verstärkt bei Google investieren werden könnte. Das kann zur Folge haben, dass einige Unternehmen der Other Bets stärker an die Leine genommen werden und schneller kommerzielle Erfolge vorweisen müssen. Ein erstes Anzeichen hierfür könnte die bereits Anfang diesen Jahres vom Alphabet Vorstand Sundar Pichai gemachte Aussage sein: Zukünftig wolle das Unternehmen disziplinierter vorgehen und verstärkt darauf zu achten, das richtige zu tun [8]. Eine klare Richtung weg von Spielereien und Experimenten, hin zur Umsetzung und Profit.

Dennoch: Selbst wenn Alphabet enorme Summen in das Cloud-Geschäft investieren müsste, besteht im Unternehmen absolut keine Geldnot – im Gegenteil: Auf Alphabets Finanzen wäre selbst Dagobert Duck neidisch! Um diese Aussage zu belegen, schauen wir uns im nächsten Beitrag die Bilanz an und errechnen die wichtigsten Kennzahlen. Lass Dich vom Newsletter informieren, sobald der Beitrag veröffentlicht wird. Viel Spaß beim Lesen!


Das Quellenverzeichnis zu diesem Eintrag findest Du hier. Wichtige Info: Ich halte Aktien von Alphabet, Apple und Microsoft. Eine Auflistung weiterer Aktien, in die ich investiert habe, findest Du im Glossar.

Dir gefallen meine Beiträge? Dann abonniere meinen unverbindlichen und kostenlosen Newsletter um regelmäßig über Neuigkeiten informiert zu werden und folge mir auf Facebook, Instagram oder Twitter!

Vielen Dank und viel Spaß beim Weiterlesen,
Dein Andy
von Andreas Gomer 29 Aug., 2023
Auswahl und Bewertung von Unternehmen nach dem Best In Class Prinzip - erklärt an einem Praxisbeispiel.
von Andreas Gomer 21 Jan., 2023
Das Jahr 2022 hat Investoren wenig Freude bereitet, denn die Kurse für Aktien und Anleihen gingen rund um die Welt steil nach unten. Doch warum eigentlich? Und was bedeutet es für die Zukunft?
von Andy 06 Feb., 2022
Mit ETF kann kostengünstig in Aktien investiert und langfristig eine hohe Rendite erzielt werden. Doch erscheint die Auswahl des richtigen ETF als schwierig – zu Unrecht!
Weitere Beiträge
Share by: